EINSATZBERICHT


CHRISTIAN SCHMID, PATRICK HEIM

Waldbrand am Trauf der Schwäbischen Alb

 

Einsatzbericht

Am Neujahrsabend 2017 ereignete sich auf der Gemarkung der Stadt Spaichingen (Landkreis Tuttlingen, Baden-Württemberg) ein Waldbrand in steilem Gelände. Einsätze dieser Art stellen in dieser Region insbesondere im Winter die Ausnahme dar. Der Einsatzbericht schildert die Ausgangslage und den Einsatzverlauf und beschreibt die gewonnenen Erkenntnisse.

 

Kalte Lage

Die Stadt Spaichingen ist eine eigenständige Gemeinde im südlichen Baden-Württemberg, gelegen zwischen Stuttgart und Bodensee. Sie ist mit rund 12.600 Einwohnern die drittgrößte Gemeinde des Landkreises Tuttlingen (134.000 Einwohner). Die örtliche Feuerwehr ist eine von sechs Stützpunktfeuerwehren im Landkreis. Neben einem Lösch- und Rüstzug hält die FF Spaichingen Sonderausrüstung des Landkreises, des Landes und des Bundes in den Bereichen Atemschutz, Dekontamination von Personen, Dekontamination von Verletzen, Bauunfälle und schwere technische Hilfeleistung vor. Zum 31.12.2016 wies die Einsatzabteilung 74 Einsatzkräfte und 13 Fahrzeuge nebst 3 Abrollbehältern auf.

Das Zentrum der Stadt Spaichingen, in dem auch das Feuerwehrhaus seinen Standort hat, liegt auf einer Höhe von 662 Meter über NN. Der Trauf der Schwäbischen Alb erhebt sich an der östlichen Gemarkungsgrenze der Stadt Spaichingen in Form des Dreifaltigkeitsberges 983 Meter über NN. Der Dreifaltigkeitsberg ist bewaldet. Auf dem Berg sind ein Kloster, ein Gasthaus sowie eine Wallfahrtskirche mit diversen Nebengebäuden angesiedelt. Der Bereich um diese Gebäude ist entsprechend mit Zufahrten und Parkplätzen erschlossen und nicht bewaldet. Für die Löschwasserversorgung in diesem abgelegenen und durch die Karstlandschaft wasserarmen Gebiet steht eine Löschwasserzisterne mit einem Fassungsvermögen von 120 m³ zur Verfügung. Die Löschwasserzisterne speist sich durch anfallendes Regenwasser und ist mit einem A-Saugstutzen ausgestattet. Die Feuerwehr kann zusätzlich einen 35 m³ fassenden Vorratsbehälter der Trinkwasserversorgung als Löschwasserquelle nutzen. Darüber hinaus existieren für die Klosteranlage ein objektbezogener Alarmplan, ein Feuerwehrplan und ein Feuerwehreinsatzplan. Der Feuerwehreinsatzplan regelt für den Fall, dass die Löschwasserzisterne und der Vorratsbehälter nicht ausreichen sollten und eine Wasserförderung vom Tal verlegt werden muss, die Förderstrecke und die Pumpenstandorte. Die Pumpenstandorte sind im Gelände zusätzlich mit Schildern gekennzeichnet.

Erreichbar ist der Dreifaltigkeitsberg über die in Serpentinen verlaufende Landesstraße L431. Auf dem Dreifaltigkeitsberg befindet sich ein Startplatz für Hängegleiter (Drachenflieger). Von hier heben bei geeigneter Thermik ganzjährig Sportler ab. Der Bereich ist den Einsatzkräften wohl bekannt, kommt es doch immer wieder zu Unfällen, beispielsweise in Form von in Baumkronen festhängenden Drachenfliegern.

Im Dezember 2016 war es in Deutschland auffallend trocken und sonnig. In den Höhenlagen kam es durch anhaltenden, hohen Luftdruck tagsüber häufiger zu deutlichen Plusgraden, teils über 10°C. Gleichzeitig fiel in Baden-Württemberg sehr wenig Niederschlag [1]. Die Messdaten der weniger als 3 km vom Einsatzort entfernten Wetterstation Klippeneck auf den Bildern veranschaulichen dies.

Die Silvesternacht nutzen traditionell zahlreiche Bürger, um von der exponierten Lage des Dreifaltigkeitsbergs dem Feuerwerk im Tal beizuwohnen. Dabei wird von der Stelle aus auch Feuerwerk gezündet.

 

Alarmierung

Am Neujahrabend 2017 meldete eine Passantin der Integrierten Leitstelle Tuttlingen einen 20 x 20 m großen Flächenbrand im Bereich des Startplatzes für Drachenflieger auf dem Dreifaltigkeitsberg. Die Leitstelle alarmierte um 17:42 Uhr mit dem Stichwort B-01, Flächenbrand (klein) gemäß Alarm- und Ausrückeordnung die am Feiertag diensthabende Kleinschleife der FF Spaichingen. Um 17:48 Uhr rückten daher in kurzer Abfolge das HLF 20/16 (1/5/6) sowie der KdoW besetzt mit Kommandant und stellvertretendem Kommandant aus. Aufgrund des Alarmierungsstichwortes wurde die Beladung des HLF 20/16 um die im Feuerwehrhaus vorgehaltene Wald- und Flächenbrandausrüstung ergänzt. Diese ist in Anlehnung an die „Zusatzbeladung für Waldbrände“ der aktuellen TLF DIN-Normen in einer Transportkiste zusammengestellt, vergleiche Tabelle 1. Der Dreifaltigkeitsberg und sein Süd-West Hang sind vom Stadtgebiets aus einsehbar. Daher hatten die Einsatzkräfte den Brand bereits bei der Anfahrt zum Feuerwehrhaus trotz mehrerer Kilometer Entfernung erblicken können. Es war ersichtlich, dass sich der Brand bereits auf einer beträchtlichen Fläche im bewaldeten Gebiet ausgebreitet hatte. Noch auf der Anfahrt erfolgte daher um 17:49 Uhr aus dem KdoW die Erhöhung des Stichworts auf B-03, Mittelbrand, was der Alarmierung eines Löschzugs entspricht. In Folge dessen rückten ab 17:53 Uhr in kurzer Abfolge auch ELW 1 (1/0/1/2), StLF 10/6 (1/5/6) (ebenfalls ergänzt um o.g. Wald- und Flächenbrandausrüstung) und LF 16 TS (1/8/9) aus.

 

Maßnahmen

Die Einsatzstelle liegt vom Feuerwehrhaus rund 6 km entfernt. Unter Berücksichtigung des genannten Höhenunterschiedes dauerte die Anfahrt daher vergleichsweise lange. Der mit dem KdoW um 17:52 Uhr ersteintreffende Kommandant und Einsatzleiter wurde vor Ort von der Anruferin in Empfang genommen und zum Brandort geführt. Die Erkundung ergab, dass sich der Brand auf einer Fläche von etwa 400 m² im Hang ausgebreitet hatte. Die Zufahrt erfolgte zunächst von oben über einen rund 3 m breiten, geschotterten Wirtschaftsweg.

Das kurz darauf eintreffende HLF 20/16 wurde vom Einsatzleiter eingewiesen. Es fuhr über die Einsatzstelle hinaus, so dass vom Standort aus jederzeit eine Flucht in Fahrtrichtung über den Wirtschaftsweg möglich war. Die Trupps bekamen den Befehl zum Anlegen von partikelfiltrierenden Halbmasken und Schutzbrillen. Ein C-DCD-Verteiler wurde gesetzt und vom Fahrzeugtank gespeist. Der Angriffstrupp sollte die Brandbekämpfung an der Flanke auf der Nordseite, der Wassertrupp an der Flanke auf der Südseite jeweils mit einem D-Rohr aufnehmen. Jeder Trupp setzte dazu ein D-Rohr ein. Der Einsatz des formstabilen Schnellangriffs wurde unterlassen. Im weiteren Einsatzverlauf wurde dem Löschwasser über die fest eingebaute Druckzumischanlage 0,3 % Netzmittel beigemischt.

Die Brandbekämpfung gestaltete sich jedoch schwierig, da der Wind in Verbindung mit der Thermik, die sich durch den Brand am Hang ausbildete, Rauch und Flammen immer wieder in Richtung der Einsatzkräfte trugen. Teilweise wurde die als Flankenangriff geplante Brandbekämpfung dadurch zu einem Frontalangriff. Die Brandbekämpfung musste daher unterbrochen bzw. verlagert werden. Die Thermik beförderte außerdem Glutteile in die Baumkronen und in die nicht vom Brand betroffenen Bereiche jenseits der Front. Die Stellen wurden mit Waldbrandpatschen bearbeitet bzw. mit D-Rohren abgelöscht.

Die zwischenzeitlich eingetroffenen Fahrzeuge StLF und LF 16 TS wurden zunächst eingesetzt, um eine B-Leitung von der rund 500 m entfernten Löschwasserzisterne der Klosteranlage zum HLF 20/16 aufzubauen. Das LF 16 TS mit seiner Vorbaupumpe diente dabei als Pumpe an der o.g. Löschwasserzisterne. Der räumliche Zusammenhang zwischen Brandstelle und Klosteranlage, ist auch auf dem Plan ersichtlich. Die 2.400 Liter Wasser im Tank des HLF 20/16 genügten indessen, um den rund 30-minütigen Zeitraum von der ersten Wasserabgabe bis zur fertig aufgebauten Wasserförderung zu überbrücken.

Derweil erfolgte um 18:08 Uhr die Erhöhung des Stichworts, verbunden mit  der Auslösung eines Gesamtalarms für die FF Spaichingen. Dadurch konnte eine Führungsgruppe[1] zur Unterstützung des Einsatzleiters eingerichtet werden. Das TLF 24/50 aus der Kreisstadt Tuttlingen wurde nachalarmiert. Ein WLF mit AB-Atemschutz (AB-A) zur Sicherstellung des Nachschubes an Atemanschlüssen und ABEK-Filtern fuhr die Einsatzstelle ebenfalls an. Die Besatzung des WLF brachte das auf dem AB-A verlastete Schnelleinsatzzelt nebst leistungsfähigem Warmluftgebläse in Stellung, um die Einsatzkräfte in den Ruhepausen vor den winterlichen Temperaturen zu schützen. Die DLK wurde besetzt, um diese ggf. auszufahren und ein übersichtliches Bild der Lage „von oben“ zu erhalten. Weitere Einsatzkräfte der FF Spaichingen rückten mit MTW nach und wurden zur Unterstützung bzw. zur Ablösung eingesetzt. Der GW Dekon P diente als Logistikfahrzeug an der Einsatzstelle.

Nach Aufbau der Wasserförderstrecke (B-Leitung, einfach) wurde das StLF 10/6 zur Unterstützung des HLF 20/16 zur Brandbekämpfung eingesetzt. Die Brandbekämpfung erfolgte ebenfalls mittels C-DCD-Verteiler und zwei D-Rohren. Es zeigte sich bei der Brandbekämpfung jedoch schnell, dass dem Brand allein von der Bergseite nicht beizukommen war. Im Steilhang bestand akute Absturzgefahr. Die Option, die Einsatzkräfte mittels Gerätesatz Absturzsicherung von oben abzulassen, wurde schnell verworfen. Die verfügbaren Seile wären nicht ausreichend widerstandsfähig gegenüber den thermischen Einflüssen von Glut und Flammen gewesen. Daneben hätte sich der Einsatz durch die Kombination aus Dunkelheit, Schlauchvornahme, Frost und einer fehlenden Sichtverbindung nach oben unverhältnismäßig gefährlich gestaltet.
Die Wurfweite der Strahlrohre reichte jedoch, auch wegen des Gegenwindes, bei weitem nicht aus, um den Brand an der Talseite zu erreichen. Zudem kam es durch die schwelenden Brandherde im unteren Bereich immer wieder zu einem Wiederaufflammen. Der Brand breitete sich unterstützt durch Thermik und Wind jeweils wieder sehr dynamisch zur Bergseite hin aus. So dass sich o.g. gefährliche Situation des Frontalangriffs wiederholte. Die Brandbekämpfung musste also auch von unten aufgenommen werden. Weil die Einsatzkräfte die Wege und Pfade am Schadenort durch diverse Übungen, Einsätze aber auch durch die private Nutzung als Naherholungsgebiet kannten, war bekannt, dass im Bereich der Talseite kein befahrbarer Weg besteht. Lediglich über einen schmalen Fußpfad war der Bereich zugänglich.

Da alle Löschfahrzeuge in der Brandbekämpfung bzw. Wasserförderung gebunden waren, forderte die Einsatzleitung um 18:36 Uhr im Rahmen der Überlandhilfe einen Löschzug der benachbarten FF Aldingen nach. Dieser traf um 18:54 Uhr mit ELW 1, HLF 20/16, LF 16/12 und GW-L2 an der Einsatzstelle ein. Zusätzlich wurde ein WLF mit AB-Tank und ein LF 16/12 der FF Immendingen alarmiert. Um 18:49 Uhr forderte die Einsatzleitung die FF Frittlingen mit LF 10 und MTW zur Wachbesetzung in Spaichingen nach.

Die Führungsgruppe hatte zwischenzeitlich zwei Einsatzabschnitte gebildet: den Einsatzabschnitt „oben“ und den Einsatzabschnitt unten. Der Einsatzabschnitt „oben“ wurde von den Einsatzkräften der FF Spaichingen gebildet, die die Brandbekämpfung und die Wasserförderung eingerichtet hatten und betrieben. Der Einsatzabschnitt „unten“ wurde vom Löschzug der FF Aldingen bearbeitet und sollte über den genannten Fußpfad die Brandbekämpfung von der Talseite aus einleiten. Der Fußpfad mündet talseitig in die eingangs erwähnte Landesstraße. Die Kräfte platzierten an dessen Mündung die Fahrzeuge und verlegten entlang des Fußpfades eine B-Leitung. Von der B-Leitung aus wurden die C- und D-Löschleitungen in Richtung Bergseite vorgenommen. Die Einsatzkräfte mussten wiederholt die Brandbekämpfung abbrechen und zurückweichen, weil von oben Glut und vor allem Steine hinab fielen.

Die Wasserversorgung für den Einsatzabschnitt „unten“ wurde durch das TLF 24/50 und den AB-Tank sichergestellt. Die Wiederbefüllung erfolgte aus einem im Tal gelegenen Löschwasserbehälter am Stadtrand Spaichingens. Dieser wird durch Öffnen eines Schiebers von der Bodenseewasserversorgung gespeist und ist daher ausreichend leistungsstark. Der Behälter ist auch als Wasserentnahmestelle vorgesehen, wenn die eingangs erwähnte Wasserförderung vom Tal aus zur Klosteranlage aufgebaut werden muss.

Einsatzende

Der kombinierte Löschangriff von oben und unten zeigte nach mehreren Stunden schließlich Wirkung. Die Nachlöscharbeiten zogen sich noch bis 22:24 Uhr, als „Brand aus“ gemeldet wurde. Gegen Ende kam es durch die Minustemperaturen zu eingefrorenen (insbesondere D-) Schläuchen. Ebenfalls war der Wirtschaftsweg stellenweise stark vereist. Wegen des am nächsten Tag zu erwartenden starken Ansturms der gewöhnlichen Tagestouristen, aber auch zahlreicher Schaulustiger sperrte die Feuerwehr den Wirtschaftsweg vorsorglich ab.

Die Löschwasserzisterne der Klosteranlage wurde sogleich wieder durch das TLF 24/50 und das WLF mit AB-Tank befüllt. Die Rückbauarbeiten zogen sich bis gegen 23:30 Uhr hin. Die Versorgungseinheit des DRK Kreisverbands, Ortsgruppe Deilingen versorgte am Ende alle Einsatzkräfte im Feuerwehrhaus Spaichingen mit Speisen und Getränken.

Der Sachschaden für die Forstwirtschaft hielt sich nach Aussage des Revierförsters in Grenzen, da der Bereich wegen seiner Hanglage ohnehin nur geringfügig bewirtschaftet werden kann.

Folgeeinsätze

Am darauffolgenden Montag 2.1.2017 musste die FF Spaichingen noch zweimal ausrücken, um kleinere Brandherde abzulöschen. Unter anderem hatte sich unter einem schwer zugänglichen Baumstumpf hartnäckig ein Glutnest gehalten. Der Baumstumpf lag mitten im Steilhang und konnte nur unter Verwendung von Absturzsicherungsausrüstung erreicht und abgelöscht werden.

Ein weiteres Mal wurde die FF Spaichingen am 12.01.2017 um 7:12 Uhr zur Wallfahrtskirche gerufen, weil ein Anrufer Nebelschwaden in Kombination mit dem Scheinwerferlicht, das den Kirchturm anstrahlt, als Feuerschein wahrgenommen hatte – wohl nicht zuletzt durch die Eindrücke des Waldbrands elf Tage zuvor.

 

Lessons Learned

·         Meldungseingänge von Wald- oder Flächenbränden in einem Umfang von 400 m² sollten von Anfang an mit mehr als einem (H)LF beschickt werden, insbesondere wenn von einer mangelnden Löschwasserversorgung auszugehen ist.

·         Die rund 500 m lange B-Leitung zwischen Löschwasserzisterne und den Fahrzeugen zur Brandbekämpfung sorgte für verschiedene Probleme. Durch die Gefällestrecke, den fehlenden Einbau von Überdruckventilen sowie den zwischenzeitlichen Einbau einer Zwischenpumpe kam es im Verlauf der Wasserförderung zu Druckspitzen. In einem Fall führte eine solche Druckspitze zum Lösen eines Schlauches von der Kupplung am Sammelstück. Auch die B-Kupplung löste sich vom Sammelstück. Glücklicherweise wurden der Maschinist und weitere umstehende Einsatzkräfte nicht von den umherfliegenden Teilen getroffen.
Der fehlende Einbau von Verteilern bzw. Absperrventilen jeweils vor den Pumpen erwies sich als nachteilig. Die Vorhaltung von zusätzlichen B-Schläuchen als Ausfallreserve bei Schlauchplatzern etc. entlang der Förderstrecke ist erforderlich.

·         Die seit einigen Jahren vorgehaltene Zusatzausrüstung für die Wald- und Flächenbrandbekämpfung bewährte sich einmal mehr. Bereits 2013 war diese bei einem ausgedehnten Flächenbrand auf einem Stoppelfeld in der Nachbargemeinde Dürbheim erfolgreich eingesetzt worden. Neben dem handlicheren Umgang und damit einer massiven Entlastung der Einsatzkräfte ist vor allem die Wasserersparnis zu nennen. Wären ausschließlich C-Rohre verwendet worden, hätten die Löschwassertanks der Fahrzeuge bei weitem nicht so lange ausgereicht.

·         Die frühzeitige Netzmittelzumischung zeigte augenscheinlich Wirkung, einmal abgelöschte Stellen flammten nicht wieder auf.

·         Die Brandbekämpfung mit ständigen Positionswechseln im Gelände und unter Raucheinwirkung ist für die Einsatzkräfte sehr anstrengend. Die Aufnahme von Flüssigkeit in den Pausen war trotz der vermeintlich „angenehmen“ winterlichen Temperaturen erforderlich; ebenso die frühzeitige Ablösung erschöpfter Einsatzkräfte.

·         Die verwendeten Schutzbrillen waren teilweise nicht ausreichend dichtschließend. Durch die kalten Temperaturen neigten sie außerdem zum Beschlagen. Die Beschaffung verbesserter, dichtschließender Schutzbrillen ist zu überlegen. Teilweise wurde auch auf Atemanschlüsse in Kombination mit ABEK-Filtern zurückgegriffen, das Problem mit dem Beschlagen der Sichtscheibe trat dabei noch intensiver auf.

·         Die Einsatzkleidung der FF Spaichingen besteht aus nach HuPF Teil 1 und 4b gefertigter „schwerer Überbekleidung“. Eine leichte Schutzkleidung (ähnlich HuPF Teile 2 und 3) wird momentan nicht vorgehalten. Hätte sich dieser Einsatz in den Sommermonaten ereignet, hätte die schwere Überbekleidung sicherlich zu gesundheitlichen Problemen bei den Einsatzkräften geführt. Das Weglassen der Überjacke ist dabei auch nur eine suboptimale Option, da in diesem Fall die Unterarme gänzlich ungeschützt wären.

·         Eines der saugseitig eingesetzten (H)LF verfügte nicht über Saugschläuche in der Beladung. Dies ist gemäß eines Erlasses des Innenministeriums Baden-Württemberg dann gestattet, „wenn mindestens bei einem weiteren Fahrzeug der Feuerwehr oder der Abteilung Saugschläuche ständig mitgeführt werden“. Hier mussten umständlich Saugschläuche von einem anderen Fahrzeug angefordert werden.

 

Fazit / Schluss

Am Einsatztag (Neujahr) standen im Vergleich viele der ehrenamtlichen Einsatzkräfte zur Verfügung. Die Zusammenarbeit der über 100 Einsatzkräfte funktionierte überwiegend. Wichtig war eine gute Strukturierung der Einsatzstelle in Verbindung mit einer Funkkanaltrennung.

Die in den letzten Jahren im regulären Übungsdienst und der Truppmann Teil 2 Ausbildung erfolgte Vermittlung der Technik und Taktik für Wald- und Flächenbrände war sehr hilfreich. Anhand der einschlägigen Schriftstücke wie der DFV-Fachempfehlung „Sicherheit und Taktik im Waldbrandeinsatz“ oder den Veröffentlichungen des Autorenteams rund um www.at-fire.de lassen sich zumindest die Grundlagen gut ausbilden. Diese theoretische und vor allem praktische Aus- und Fortbildung sollte weiter forciert werden.

Im Landkreis Tuttlingen steht momentan nur noch ein Tanklöschfahrzeug (TLF 24/50) zur Verfügung. Alle anderen TLF wurden nach und nach durch (H)LF ersetzt. Ergänzend beschaffte der Landkreis jüngst zwei AB-Tank mit einer Beladung angelehnt an die aktuelle TLF-Normung, z.B. ist darauf jeweils die „Zusatzbeladung Waldbrand“ verlastet. Sowohl die meisten der heute vorgehaltenen (H)LF als auch die WLF als Trägerfahrzeuge für die AB-Tank verfügen allerdings nicht über die taktischen Möglichkeiten „echter“ (Waldbrand-)TLF. Insbesondere bei den Fahreigenschaften im Gelände stoßen die schweren, mit Straßenfahrgestellen realisierten Fahrzeuge schnell an ihre Grenzen. Glücklicherweise war der vom Brand betroffene Bereich durch Straßen oder zumindest befahrbare Wirtschaftswege gut zu erreichen. Eine derart gute Erschließung der Wald- und Ackerflächen mit Straßen und Wegen ist aber keineswegs flächendeckend gegeben.

 

Literaturverzeichnis

[1]   Deutscher Wetterdienst: Deutschlandwetter im Dezember 2016 – ein extrem sonniger und außergewöhnlich trockener Dezember, Offenbach, 2016

[2]   Wetteronline.de: Wetter im Rückblick, Wetterstation Klippeneck, http://www.wetteronline.de/wetterdaten/klippeneck?pcid=pc_rueckblick_data&gid=10818&pid=p_rueckblick_diagram&sid=StationHistory&iid=10818&month=12&year=2016&period=4&metparaid=RR24, abgerufen am 16.01.2017

 

Autoren

Christian Schmid, Patrick Heim

Dieser Artikel erschien auch in Brandschutz – Deutsche Feuerwehrzeitung, Ausgabe 05/2017

 

 

Tabelle 1: Bestandteile des vorgehaltenen Sets für Wald- und Flächenbrände

Gegenstand

Anzahl

Partikelfiltrierende Halbmaske FFP 2

5

Schutzbrille

5

Druckschlauch D 25-15

5

C-D Übergangsstück

1

Mehrzweckstrahlrohr mit Festkupplung D

2

Verteiler CK

1

 

Tabelle 2: Kräfteübersicht

Organisation

Fahrzeuge

FF Spaichingen

KdoW

ELW 1

HLF 20/16

StLF 10/6

LF 16 TS
GW Dekon P

RW

DLK 23/12

WLF mit AB-Atemschutz

2xMTW

FF Aldingen

ELW 1
HLF 20/16

LF 16/12

GW-L2

FF Frittlingen

MTW

LF 10

FF Tuttlingen

TLF 24/50

FF Immendingen

LF 16/12

WLF mit AB-Tank

DRK SEG Spaichingen

KdoW

AW

GW-San-BW

DRK OV Aldingen

SEF

Polizei

1x Streifenwagen

Sonstige

Revierförster,
Stellvertretender Kreisbrandmeister, Wassermeister

 


[1] Eine „Führungsgruppe Baden-Württemberg“ ist zur Führung von Einheiten über Zugstärke vorgesehen, sie besteht aus einem Führer der Führungsgruppe, einem Lagezeichner und zwei Fernmeldern.

Bilder

Bild 1: Höchsttemperatur Wetterstation Klippeneck Dezember 2016 [2]

Bild 2: Sonnenstunden Wetterstation Klippeneck Dezember 2016 [2]

Bild 3: Niederschlag Wetterstation Klippeneck Dezember 2016 [2]

Bild 4: Lage zu Einsatzbeginn [Heuberger Bote]

Bild 5: Blick auf den Wirtschaftsweg im Einsatzabschnitt „oben“, mit erkennbarer Verrauchung dieses Bereichs. [Heuberger Bote]

Bild 6: Blick aus dem Stadtgebiet auf die Brandstelle und die Klosteranlage Dreifaltigkeitsberg [Heuberger Bote]

Bild 7: WLF mit AB-Atemschutz an der Einsatzstelle [Heuberger Bote]

Bild 8: Lagebesprechung [Heuberger Bote]

Bild 9: Lageskizze [Quelle: verändert nach www.bing.com, abgerufen am 17.01.2017]

Bild 10: Nachlöscharbeiten am Folgetag. [Heuberger Bote]

Bild 11: Blick auf die Einsatzstelle am Folgetag [Heuberger Bote]

Bild 12: Durch eine Druckspitze kam es zur Ablösung einer Kupplung von einem B-Schlauch [Verfasser]