Zu den Rettungseinsätzen gehören auch Bauunfälle: Einsatztaktisch wird unterschieden zwischen Hochbau- und Tiefbauunfällen und Unfällen an Baustelleneinrichtungen (Gerüste, Schalungen, Maschinen). Im Landkreis Tuttlingen existiert ein Konzept zur qualifizierten Abarbeitung solch seltener und schwieriger Einsatzsituationen.
Trotz, dass in Deutschland in den Bauordnungen der einzelnen Bundesländer hohe Sicherheitsanforderungen an Baustoffe, Bauarten und Sicherheitsstandards für das Durchführen verschiedenster Bauvorhaben für Mensch und Gerät gelten, sind Bauunfälle nicht auszuschließen.
Mögliche Ursachen für Bauunfälle
Motivation
Werden Menschen beim Einsturz von Gebäuden verschüttet, so lastet ein immenser Zeitdruck auf den Einsatzkräften. Eine medizinische Versorgung kann oftmals erst nach Stunden oder sogar Tagen eingesetzt werden. Die Rettungskräfte arbeiten zum Teil am Rande der Vorschriften. Es ist wichtig, Einsturzgefahren und damit eine zusätzliche Gefährdung der Einsatzkräfte rechtzeitig zu erkennen. Ebenso wichtig ist auch, die richtigen Gerätschaften schnellst möglich an die Einsatzstellen zu bringen.
Haben Personen bei Hochbauunfällen immer noch die Chance in einem Trümmerfeld überleben zu können, so schwinden bei Tiefbauunfällen die Überlebenschancen recht schnell. Wenn hier Körperteile eingeklemmt werden oder Verschüttete nicht mehr sichtbar sind, so schwinden auf Grund von Atembehinderung oder Verlegung der Atemwege die Chancen, dass schnelle medizinische Hilfe möglich ist.
Einsatzmittel, Modul "Bauunfall"
Trotz eventuell vorhandenen Arbeitsgeräten wie Baggern müssen die Feuerwehrleute auf einfachste handwerkliche Geräte in Form von Schaufeln, Kellen ja sogar nur die Hände zurückgreifen. Dies erfordert die Bereitstellung von zahlreichen Helfern. Trotzdem gehen die Einsatzkräfte an ihre physischen und vor allem an ihren psychischen Leistungsgrenzen.
Auf Grund dieser Problematik hat im Landkreis Tuttlingen Kreisbrandmeister Hagen drei Feuerwehrmänner, die im Bauhauptgewerbe tätig sind, an der Uni Karlsruhe zu so genannten Baufachberatern ausbilden lassen.
Die Baufachberater kommen aus den Feuerwehren Fridingen und Spaichingen und können über die Leitstelle, beratend für den örtlichen Einsatzleiter, alarmiert werden.
Zusätzlich wird bei den Feuerwehren Fridingen, Tuttlingen und Spaichingen Rüstmaterial (Modul "Bauunfall") vorgehalten, das unverzüglich zum Einsatzort gebracht werden kann.
Wichtige Fahrzeugkomponente im Rüstzug des Landkreises sind der Rüstwagen (nach neuer Norm) aus Spaichingen und das Wechselladerfahrzeug Pritsche / Kran aus Tuttlingen.
Die Feuerwehren Fridingen, Tuttlingen und Spaichingen haben nun mit der Ausbildung der Mannschaften begonnen.
Jeder örtliche Einsatzleiter hat jetzt die Möglichkeit eine qualifizierte Mannschaft mit Gerät über die Leitstelle in die Alarmpläne mit auf zunehmen.
Somit wurde im Landkreis Tuttlingen Sorge getragen, dass auch für solch anspruchsvolle Rettungseinsätze der Einsatzleiter in der wichtigen Erstphase taktische Möglichkeiten aufzeigen kann, um eine schnelle Rettung zu gewährleisten.
Zusätzlich verfügt der Landkreis für weiterführende Sicherungen und Hilfeleistungen noch über ein leistungsstarkes Technisches Hilfswerk.
Zahlreiche Elemente des Moduls sind mit farbigen Markierungen versehen, die einer eindeutigen Zuordnung und Positionierung verschiedener Elemente in einem Verbund dienen.
Alarmierung
Für eine gezielte und zeitnahe Alarmierung steht der Integrierten Leitstelle Tuttlingen ein gesondertes Alarmierungsstichwort "Gebäudeeinsturz" oder "Verschüttete Person" (mit Beteiligung Rettungsdienst) zur Verfügung. Neben der örtlichen Feuerwehr werden hierzu die für eine Unfallrettung üblicherweise hinzugezogenen Einsatzmittel sowie eines der beschriebenen Module "Bauunfall" automatisiert in Gang gesetzt, Sonderfunktionen wie Baufachberaten sind ebenfalls inbegriffen. Die Eskalation dieses Alarmierungsstichwortes kann vom örtlichen Einsatzleiter jederzeit angeordnet werden, außerdem erfolgt eine Initialalarmierung sollte aus dem Notruf ein entsprechendes Ereignis erkennbar sein.